Hans Mäder macht auf alles oder nichts: Das sind die Gedankenspiele für den Wiler Wahlsonntag

Wahlen in Wil: Hans Mäder setzt alles auf eine Karte (tagblatt.ch)

Tagblatt, Simon Dudle

Wie schon vor vier Jahren kündigt der Wiler Stadtpräsident an, das Stadtratsmandat abzulehnen, falls es ihm nicht für das Präsidium reicht. Mögliche Szenarien für den 22. September.

Kampfwahl um das Stadtpräsidium. Kampfwahl um die fünf Stadtratssitze. Wie schon bei den letzten Gesamterneuerungswahlen im Herbst 2020 verspricht auch dieser Wahlgang Spannung. SVP-Stadtparlamentarier Andreas Hüssy will Stadtpräsident Hans Mäder (Mitte) das Amt abjagen. Und beim Stadtrat buhlen nicht weniger als acht Personen um die fünf Sitze.

Noch bevor der Wahlkampf nach den Sommerferien so richtig Fahrt aufnimmt, lässt nun Stadtpräsident Hans Mäder aufhorchen. Auf Anfrage dieser Zeitung gibt er bekannt, dass er das Stadtratsmandat ablehnen wird, falls im ersten Wahlgang ein anderer Kandidat zum Stadtpräsidenten gewählt wird. Es ist eine Aussage, die Mäder schon vor vier Jahren vor seiner Wahl ins Stadtpräsidium getätigt hatte. Man kann also auch sagen: Mäder macht auf alles oder nichts, setzt alles auf eine Karte. Er tritt an, um Stadtpräsident zu bleiben.

Hintergrund: In Wil muss man auch in den Stadtrat gewählt werden, um Stadtpräsident werden zu können. Würde also einer der beiden Kandidaten ins Präsidium gewählt, verfehlt aber die Wahl in den Stadtrat, so kann er nicht Stadtpräsident werden.

Hüssy würde Stadtratssitz annehmen

Mäder begründet seine Alles-oder-nichts-Strategie: «Es braucht an der Spitze einer Organisation mit über 800 Mitarbeitenden eine Person mit breiter Führungserfahrung in verschiedenen Bereichen. Der Stadtrat hat unter meiner Führung Ruhe und trotzdem Dynamik in seine Arbeit gebracht.» Heute würde in vielen Bereichen umgesetzt. Mäder will die Projekte fortsetzen, die der Stadtrat in der laufenden Legislatur gestartet hat.

Anders ist die Situation bei Andreas Hüssy. Er bestätigt gegenüber dieser Zeitung, dass er das Stadtratsmandat annehmen würde, wenn er in die Wiler Exekutive gewählt wird, das Stadtpräsidium aber verpasst.

Womit wir bei möglichen Gedankenspielen für den Wahlsonntag wären. Vier der fünf bisherigen Stadträte treten wieder an. Dario Sulzer (SP) zieht sich Ende Jahr aus der kommunalen Politik zurück, bleibt aber Kantonsrat. Mäder und Stadträtin Ursula Egli sind im Verlauf der Legislatur unter Beschuss geraten, wollen aber weitermachen. Der Stadtpräsident musste sich entschuldigen, weil er für die E-City-App – eine Art lokales Facebook – zu eigenmächtig gehandelt und Finanzkompetenzen überschritten hatte. Trotz der Entschuldigung haben zwei Personen vor den Sommerferien Strafanzeige gegen ihn eingereicht. Ob diese zugelassen wird, steht allerdings noch nicht fest. Gegen Egli läuft eine Untersuchung wegen allfälligen Mobbings. Was die Stimmbürger damit machen, wird sich am 22. September zeigen.

Die anderen beiden amtierenden Stadträte, Andreas Breitenmoser (Mitte) und Jigme Shitsetsang (FDP), sahen sich im Verlaufe der Legislatur keiner grösseren Kritik ausgesetzt. Bringt der Wahlkampf keine Überraschungen mit sich, dürften sie wiedergewählt werden.

Wirft Hüssy Parteikollegin Egli raus?

Die SVP strebt mit Andreas Hüssy einen zweiten Sitz an, nachdem sie bis Ende 2020 noch gar nie im Stadtrat vertreten gewesen war. Handkehrum ist die SVP mittlerweile die wählerstärkste Partei der Stadt. Es ist ein mögliches Szenario, dass Andreas Hüssy auf Kosten von Ursula Egli in den Stadtrat einzieht, womit die Volkspartei die eigene Stadträtin ausgebootet hätte. Das wäre der Fall, wenn die SVP einen Stadtratssitz macht und viele Stimmen auf Hüssy entfallen wegen der Stadtpräsidiumskandidatur.

Spannend ist auch, was im linken Lager passiert: Es gilt, den Sitz von Dario Sulzer zu verteidigen. Mit Manuel Nick (SP) und Sebastian Koller (Grüne Prowil) sind zwei Kandidaten im Rennen. Während die SP den eigenen Sitz halten will, streben die Grünen die Rückkehr in die Exekutive an. Daniel Stutz (Grüne Prowil) war vor vier Jahren abgewählt worden. Aber klappt das? Oder teilen sich die Stimmen im linken Lager auf und es profitiert eine andere Partei? Da bei acht Kandidierenden ein zweiter Wahlgang realistisch ist, wird spannend zu verfolgen sein, wer in der zweiten Runde wieder antritt.

Gerangel um zweiten Stadtratssitz

Bei der Mitte, die in Wil seit Menschengedenken das Stadtpräsidium innehat, ist die Situation so, dass sie aktuell als einzige Partei doppelt im Stadtrat vertreten ist – und doppelt so stark wie zu Beginn der Legislatur. Denn Andreas Breitenmoser war noch als Parteiloser gewählt worden, ist in der Zwischenzeit aber der Mitte-Partei beigetreten. Und was passiert, wenn Hans Mäder nicht im ersten Wahlgang ins Präsidium gewählt wird, das Amt aber noch nicht im September besetzt wird? Noch will sich Mäder diesbezüglich nicht in die Karten blicken lassen.

Die FDP schickt sich an, mit Cornelia Kunz einen zweiten Sitz im Stadtrat zu machen. Zwei Wiler FDP-Stadträte gab es in der jüngeren Vergangenheit nie. Allerdings fehlten beim letzten Wahlgang nur gerade 53 Stimmen dazu. Die Grosswetterlage deutet nicht drauf hin, dass die FDP wird zulegen können. Die lokalen Wetterprognosen für den 22. September sind allerdings noch nicht gemacht.

Kantonsrätin
Ursi

Ursula Egli-Seliner

Präsident SVP Stadt Wil Stadtparlamentarier Mitglied Werkskommission
Andreas

Andreas Hüssy