Tagblatt, Simon Dudle, 12. Juni 2024
Der Stadtpräsident von Wil ist diese Woche unter Beschuss geraten. Weil unklar ist, wer hinter den beiden Anzeigen gegen ihn steckt, schiessen nun Gerüchte ins Kraut. Ob es vielleicht eine wilde Kandidatur für das Stadtpräsidium gibt, werden die nächsten Tage zeigen.
Es sind keine einfachen Tage für den Wiler Stadtpräsidenten Hans Mäder. Zuerst macht am Montag der städtische SVP-Präsident Andreas Hüssy seine Kandidatur für das Stadtpräsidium bekannt – und spielt dabei auf den Mann, also auf Mäder. Der Wahlkampf und die Kampfwahl sind somit Tatsache. Keine zwei Tage später macht diese Zeitung publik, dass zwei Anzeigen gegen Mäder wegen mutmasslicher Rechtsverletzungen eingegangen sind. Er wird des Amtsmissbrauchs, der ungetreuen Geschäftsführung und der Veruntreuung in Zusammenhang mit der gescheiterten E-City-App bezichtigt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Artikel schlug hohe Wellen. Vor allem auch, weil nicht bekannt ist, von wem die beiden Anzeigen stammen. Da gerät als Erstes die SVP in Verdacht. Andreas Hüssy sagt auf Anfrage klar, dass es sich «nicht um eine Schmutzkampagne der SVP» handelt. Zu den Anzeigen gegen Mäder will sich Hüssy aktuell nicht äussern.
Die grosse Ungewissheit
So wird also momentan nicht publik, wer hinter den beiden Anzeigen steckt. Dass sie gerade jetzt, wo der Wahlkampf Fahrt aufnimmt, eingereicht wurden, lässt vermuten, dass mit harten Bandagen gekämpft wird. Denn die Verfehlungen von Hans Mäder sind schon bald eineinhalb Jahre publik. Und selbst die Entschuldigung des Stadtpräsidenten, welche bis vor kurzem als Schlussstrich in dieser Thematik erachtet worden war, geht auf den vergangenen September zurück. Denkbar ist freilich, dass nicht eine politische Partei die Strippen zieht, sondern andere Personen, die dem Stadtpräsidenten nicht wohl gesinnt sind.
Die Ausgangslage betreffend Wiler Stadtpräsidium ist nun delikat: Bis zum ersten Wahlgang im September wird aller Voraussicht nach nicht Klarheit herrschen, ob es zu einem Gerichtsverfahren gegen Mäder kommt oder ob die Anzeigen fallen gelassen werden. Der Wiler Souverän wird also nicht wissen, ob er einen Stadtpräsidenten im Amt bestätigen soll, der danach womöglich verurteilt wird.
Weitere Kandidaturen sind möglich
Mäder gegenüber steht mit Andreas Hüssy ein Kandidat, der knapp drei Jahre Polit-Erfahrung im Stadtparlament mitbringt, im rechten Lager klar Haltung bezieht und somit nicht für alle wählbar ist. Noch gut zwei Wochen läuft die Meldefrist für weitere Stadtpräsidiumskandidaturen. Die fünf grossen Wiler Parteien SVP, FDP, Mitte, SP und Grüne Prowil haben alle bereits nominiert oder darauf verzichtet. Geht bei ihnen nun die Suche nach einem möglichen «Stapi» von vorne los? Oder wittert gar ein Wilder seine Chance und reicht eine Kandidatur ein? Unmöglich ist aktuell gar nichts.