«Das ist heftig»: Zweites Wiler Asylzentrum bei der Klinik beschäftigt nun auch die Politik

Zweites Wiler Flüchtlingsheim: Ein Fall für die Politik (tagblatt.ch)

Tagblatt, Simon Dudle

An der Kreuzackerstrasse in Wil werden 60 neue Flüchtlinge ein vorübergehendes Zuhause finden. Während die angrenzende Psychiatrische Klinik eine «Ghettoisierung» befürchtet, kommt das Thema nun auf das politische Parkett.

Geplant ist eine Verdoppelung. Statt wie bisher 60 Asylsuchende sollen künftig 120 untergebracht sein. Neben der Kreuzackerstrasse 3 sollen auch die Wohnungen an der Kreuzackerstrasse 1 in Wil für Flüchtlinge bereitgestellt werden. Dieses Vorhaben, welches Anfang Monat durch diese Zeitung publik gemacht wurde, stösst vor allem bei der angrenzenden Psychiatrischen Klinik auf Missfallen.

Diese befürchtet eine «Ghettoisierung» in diesem Gebiet – und ist mit dieser Ansicht nicht alleine. Auch die auf dem Klinikareal ansässige Stiftung Heimstätten Wil zeigt sich besorgt und fordert, dass innerhalb der Stadt Wil alternative Standorte geprüft werden (diese Zeitung berichtete).

Die Kritik wird nun immer lauter – und erfasst auch die städtische Politik. SVP-Stadtparlamentarier Andreas Hüssy hat diese Woche einen Vorstoss lanciert und kritische Fragen bei der Stadt Wil platziert. «Das ist heftig, wenn es an einem Ort eine Verdoppelung der Asylsuchenden gibt», sagt Hüssy. Er ergänzt: «Wenn man in Wil schon immer von einem tiefen subjektiven Sicherheitsempfinden spricht, dann fördert diese Massnahme kein anderes Befinden.»

Stadtrat Sulzer sieht keine Ghettoisierung

Ganz konkret will Hüssy von der Stadt wissen, ob es aus deren Sicht geschickt war, die Psychiatrische Klinik und die Heimstätten vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er fragt zudem, zu welchem Zeitpunkt die Stadt Kenntnis der Verdoppelung der Anzahl Unterkünfte für Asylsuchende auf dem Klinikareal hatte. Und aus welchem Grund die Stadt nicht öffentlich gemacht hat, dass in Wil ein vollwertiges kantonales Asyl-Durchgangszentrum errichtet wird.

Was sagt die Stadt dazu? Vorderhand nichts. Sie wird sich, wie üblich in solchen Fällen, mit der offiziellen Beantwortung dieses Vorstosses dazu äussern. Vor wenigen Tagen, als die Fragen noch nicht eingegangen waren, hatte sich der zuständige Stadtrat Dario Sulzer gegenüber dem Fernsehsender TVO wie folgt geäussert: «Ich kann die Aussagen der Psychiatrie St.Gallen nicht nachvollziehen. Unsere Erfahrungen sind positiv. Wir haben die Erwartung an das Migrationsamt, dass es so bleibt und wir geordnete Verhältnisse haben. Das Schlagwort Ghettoisierung kann ich auf keinen Fall bestätigen.»

Zweiter Hüssy-Vorstoss im Wahlkampf

Zu fragen ist aber auch: Handelt es sich bei diesem Vorstoss um Wahlkampfgeplänkel? Hüssy will Wiler Stadtpräsident werden und hat seit Mai bereits seinen zweiten Vorstoss eingereicht. Dazu sagt Hüssy: «Natürlich will man im Wahlkampf möglichst oft gelesen werden. Es geht hier aber jeweils um das Thema. Beim ersten Vorstoss war es die Gastronomie, die mir beruflich nahe liegt. Der zweite Vorstoss kümmert sich um die öffentliche Sicherheit, ein Thema, welches wir von der SVP aktiv beackern.»

Präsident SVP Stadt Wil Stadtparlamentarier Mitglied Werkskommission
Andreas

Andreas Hüssy