«Etliche Personen haben das Vertrauen verloren»: SVPler Andreas Hüssy will Wiler Stadtpräsident werden und Hans Mäder ablösen

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Tagblatt, Simon Dudle

Was diese Zeitung bereits angekündigt hat, ist nun offiziell: Der Wiler SVP-Stadtparlamentarier Andreas Hüssy möchte Stadtpräsident werden und somit Hans Mäder (die Mitte) das Amt abluchsen. Ein SVP-«Stapi» wäre ein Novum in der Äbtestadt.

Das Stadtpräsidium in Wil ist seit Jahrzehnten in der Hand der Mitte-Partei. Immer und immer wieder führte und führt eine Vertretung der früheren CVP die Äbtestadt. Doch nun erfolgt ein Angriff auf die Mitte. Und das ausgerechnet von der SVP, die bis und mit 2020 überhaupt nie im Wiler Stadtrat vertreten war.

Am späten Montagnachmittag machte Andreas Hüssy anlässlich einer Medienkonferenz im Restaurant Schwanen publik, dass er Wiler Stadtpräsident werden möchte. Hüssy ist 42-jährig, geschieden, Vater zweier erwachsener Söhne, stellvertretender Geschäftsführer der Firma Gastrofrit, welche Fritteusen herstellt. Seit dem Jahr 2021 ist Hüssy Präsident der SVP Wil und gehört genau gleich lang dem Wiler Stadtparlament an.

Auf den Mann gespielt

Die Kandidatur ist auch als direkter Angriff auf Stadtpräsident Hans Mäder zu verstehen. Hüssy sagt: «Etliche Personen haben nach der harzig aufgeklärten E-City-App-Geschichte das Vertrauen verloren. Insbesondere, weil trotz aufgezeigter Verfehlungen keinerlei Konsequenzen erfolgten.» Dem Wiler Stimmvolk soll eine Alternative zum jetzigen Stadtpräsidenten geboten werden.

Zu den weiteren Beweggründen sagt Hüssy: «Mit 20 Jahren Erfahrung in der Berufswelt in diversen Bereichen und zuletzt in leitender Position ist nun die Zeit gekommen für ein Amt in einer Stadt mit vielen Baustellen.» Er möchte «die ausufernde Stellenpolitik eindämmen, für mehr Sicherheit in der Stadt sorgen und die Verkehrsprobleme endlich angehen, statt darüber zu reden».

Hüssy nähme auch «nur» den Stadtratssitz

Mit der Kandidatur für das Stadtpräsidium geht auch eine für den Stadtrat einher. Denn in Wil muss man in den Stadtrat gewählt werden, um Stadtpräsident werden zu können. Hüssy gibt an, dass er die Wahl in den Stadtrat akzeptieren würde, wenn es zwar für die Exekutive, nicht aber das Stadtpräsidium reichen würde.

Hüssys Kandidatur ist somit auch ein Angriff auf den Wiler Stadtrat. Denn Ursula Egli, aktuell einzige SVP-Vertretung in der Wiler Exekutive, hatte bereits vor geraumer Zeit publik gemacht, dass sie erneut antreten und für eine weitere Legislatur kandidieren möchte. Egli kann sich gut vorstellen, das bisherige Departement Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) weiterhin zu führen. Sie lässt sich aber offen, die Konstellation nach der Wahl neu zu beurteilen.

Aber sind zwei SVP-Sitze nicht etwas gar ambitioniert für eine Partei, die bis vor wenigen Jahren nie im Stadtrat vertreten war? «Die SVP der Stadt Wil hat sowohl bei den Kantonsratswahlen im März als auch bei den Parlamentswahlen 2020 den höchsten Wähleranteil aller Parteien erreicht. Deshalb rechtfertigt sich eine Kandidatur von zwei Personen für den Stadtrat und die Kandidatur für das Stadtpräsidium», heisst es seitens der Rechts-Partei.

Es kommt zur doppelten Kampfwahl

Hüssys Kandidatur birgt aber auch parteiintern gewisse Tücken. Vorstellbar ist nun nämlich, dass Hüssy Parteikollegin Ursula Egli aus der Stadtregierung wirft. Dann nämlich, wenn genau eine SVP-Vertretung in den Stadtrat gewählt wird und Hüssy mehr Stimmen macht als Egli.

Somit haben bisher acht Personen ihr Interesse an einem der fünf Wiler Stadtratssitze bekundet: Neben den Bisherigen Hans Mäder (Mitte), Andreas Breitenmoser (Mitte), Jigme Shitsetsang (FDP) und Ursula Egli (SVP) sind es Sebastian Koller (Grüne Prowil), Manuel Nick (SP), Cornelia Kunz (FDP) und eben Andreas Hüssy. Weitere Kandidaturen – für den Stadtrat und das Stadtpräsidium – sind noch bis zum 28. Juni möglich. Der erste Wahlgang der Gesamterneuerungswahlen findet am 22. September statt.

Stadtparlament: Bisherige SVPler wollen weitermachen

Noch nicht abschliessend Klarheit herrscht bei der Frage, wie es beim Stadtparlament aussieht. Die SVP gab am Montag bekannt, dass die bisherigen Parlamentarier Marco Albrecht, Benjamin Büsser, Dominik Egli, Andreas Hüssy, Patrik Lerch, Christina Rüdiger, Klaus Rüdiger, Lukas Schobinger und Pascal Stieger wieder antreten werden. Wie die vollständige Liste aussieht, wird an der Nominationsversammlung vom 19. Juni bekannt gegeben. Dann erfolgt auch die offizielle Nomination von Egli und Hüssy für die Stadtregierung und das Stadtpräsidium.

Kantonsrätin
Ursi

Ursula Egli-Seliner

Präsident SVP Stadt Wil Stadtparlamentarier Mitglied Werkskommission
Andreas

Andreas Hüssy