Tagblatt, Simon Dudle
Der Aussichtsturm auf dem Wiler Hofberg ist nach zwei Jahrzehnten früher als gedacht am Lebensende angekommen. Das Wiler Stadtparlament stimmte am Donnerstagabend einer Sanierung für 670’000 Franken zu. Beinahe wäre es aber ganz anders gekommen.
Er ist 37 Meter hoch, aus Holz, hat 189 Stufen, wurde vor gut 19 Jahren errichtet – und ist morsch. Die Rede ist vom Wiler Aussichtsturm mit einer Aussicht weit ins Toggenburg, zur Bodensee-Region und den Berner Alpen. Der Zahn der Zeit hat in den letzten zwei Jahrzehnten so stark an der Sehenswürdigkeit genagt, dass im kommenden Jahr eine Schliessung droht, wenn nichts gemacht wird.
Aber es wird etwas gemacht. Das steht seit der Stadtparlamentssitzung von Donnerstagabend fest. Denn die Wiler Volksvertreter sprachen einen Kredit in der Höhe von 670’000 Franken zur Erneuerung des Turms schliesslich deutlich mit 26:8 Stimmen bei drei Enthaltungen. Lediglich einige Vertreter der Parteien Mitte und SVP waren dagegen. So können nun die «Bäume gefällt werden», wie es die zuständige Stadträtin Ursula Egli formulierte.
Prüfung eines Neubaus abgelehnt
Beinahe wäre es aber ganz anders gekommen. Schon bei der Frage, ob auf dieses Geschäft eingetreten werden soll, war eine Debatte entbrannt und ein Rückweisungsantrag der SVP-Fraktion gestellt worden. Vertreter mehrerer Parteien kritisierten, dass der Stadtrat in seinem Antrag zu sehr den Aspekt einer Erneuerung und zu wenig einen möglichen Neubau beleuchtet habe. Andreas Hüssy von der SVP forderte, dass die Kosten für einen Neubau genau auszuweisen seien. Michael Sarbach von den Grünen Prowil führte aus, im vorliegenden Bericht sei eine Prüfung des Neubaus «effektiv nicht abgebildet».
Man war sich im Plenum aber einig, dass ein Neubau teurer wäre als die Sanierung und damit wohl die Millionen-Marke gesprengt würde. Mehrere Votanten brachten mit Blick auf die Kosten denn auch ein, der Rückweisungsantrag würde nichts bringen. Dieser wurde schliesslich mit 15:18 Stimmen bei vier Enthaltungen verworfen. Die FDP war fast gänzlich gegen die Rückweisung, die SVP nahezu geschlossen dafür. Bei den anderen grösseren Parteien war das Stimmungsbild bei der Abstimmung geteilt.
Turm soll weitere 50 Jahre halten
Wäre der Rückweisungsantrag angenommen worden, hätte der Stadtrat einen Neubau der Wiler Sehenswürdigkeit planen müssen. Dem Turm hätte ab 2025 eine Sperrung gedroht. Den zeitlichen Druck als Argument anzuführen, passte Guido Wick (Grüne Prowil) nicht. Er sagte: «Zeitdruck kommt in diesem Parlament selten gut an. Man kann nicht einfach ein Projekt bewilligen, nur weil die Zeit drängt.» Es war eine Entgegnung auf die Ausführungen von Stadträtin Ursula Egli, die gesagt hatte, man wolle keine Zeit verlieren. Zum Vorwurf, es seien keine genauen Kosten für einen Turm-Neubau ermittelt worden, sagte sie: «Dafür hätte es ein konkretes Projekt mit entsprechender Kostenfolge gebraucht.»
Der Erneuerung des Wiler Aussichtsturms steht nun nichts mehr im Weg. Die äusseren Stützen werden ersetzt, bei der Treppe defekte Stellen erneuert. Ein zusätzlicher Wetterschutz mit Lamellen soll die Treppe bei Schlagregen abdecken. Und auf der Plattform wird ein Suizidschutz angebracht. Es wird erwartet, dass der Turm nach der Sanierung weitere 50 Jahre bestehen bleiben kann.