Manuel Nick und Cornelia Kunz freut ihre Wahl in den Wiler Stadtrat – SVP beklagt Schmutzkampagne gegen Ursula Egli

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Tagblatt, Michael Nittnaus

Die amtierende SVP-Stadträtin Ursula Egli wurde am Sonntag im zweiten Wahlgang abgewählt. Stattdessen jubeln die neu Kandidierenden von SP und FDP.

Die Ausgangslage in Wil war spannend: Die amtierende Bauchefin Ursula Egli (SVP) hatte mit Manuel Nick (SP) und Cornelia Kunz (FDP) zwei starke Mitbewerber für die beiden noch freien Sitze im Stadtrat. Im ersten Wahlgang trennten die drei nur rund 200 Stimmen. Nun steht fest: Egli verpasst im zweiten Wahlgang tatsächlich die Wiederwahl. Ihre 2912 Stimmen reichen nicht. Manuel Nick mit 3520 und Cornelia Kunz mit 3381 Stimmen verdrängen Egli und damit auch die SVP aus dem Stadtrat.

143 Stimmen entfielen auf Vereinzelte. Die Stimmbeteiligung lag bei 45,2 Prozent, teilte die Stadt am frühen Sonntagnachmittag mit. Die beiden Gewählten stossen damit ab Anfang 2025 zu den bereits im ersten Wahlgang vom 22. September wiedergewählten Stadträten, namentlich Stadtpräsident Hans Mäder (Mitte), Andreas Breitenmoser (Mitte) und Jigme Shitsetsang (FDP).

SVP-Präsident sieht Mitschuld bei Grünen und Medien

Schon vor Feststehen des Resultates teilte Ursula Egli auf Anfrage mit, am Wahltag für Interviews nicht zur Verfügung zu stehen. Sie stellte eine Pressemitteilung der Partei in Aussicht. Dort wird sie wie folgt zitiert: «Auch wenn das Ergebnis nicht meinen Erwartungen entspricht, ist es gelungen, die mir wichtigen Themen in den Wahlkampf und damit in die politischen Diskussionen einzubringen. Ich werde mich weiterhin für die Interessen unserer Stadt engagieren – innerhalb der Partei und darüber hinaus.»

Dafür war am Sonntag der Präsident der SVP Stadt Wil, Andreas Hüssy, bereit, telefonisch Auskunft zu geben: «Dass Ursi Egli abgewählt wurde, ist natürlich sehr enttäuschend. Offenbar möchte eine Mehrheit der Wiler Bevölkerung sie nicht im Stadtrat sehen.»

Die Abwahl Eglis habe man erahnen können, denn: «Überall war nur von Mobbing, Mobbing, Mobbing zu lesen. Es war eine Schmutzkampagne der Grünen Prowil, die auch von den Medien breit geführt wurde.» Damit spricht Hüssy den Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK) an, der just zwischen den Wahlgängen erschienen war. Der Bericht belegte, dass Egli aktiv versucht hatte, der ehemaligen Stadtplanerin zu kündigen und ihr den regulären Lohnstufenanstieg zu verwehren – ohne dass dafür sachliche Gründe vorlagen.

Die SVP geht nun in die Opposition

Hüssy: «Wir müssen das Wahlresultat erst noch genau analysieren, doch diese Geschichte hatte sicher grossen Einfluss.» Nicht ausschliessen möchte er, dass in Wil auch der Posten der Vorsteherin des Departements für Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) wieder mit in die Abwahl spielte – wie schon bei den abgewählten Bauchefs 2020 und 2016.

Der Parteipräsident sieht aber auch eine generelle Schwierigkeit der SVP bei Persönlichkeitswahlen: «Es ist doch paradox: Im Stadtparlament sind wir die grossen Sieger, aber aus dem Stadtrat fliegen wir raus.» Hüssy mag dem Ganzen aber auch Positives abgewinnen: «Jetzt können wir uns voll darauf konzentrieren, eine starke Opposition zu sein.» Gleichzeitig sei es ein Ziel, möglichst rasch wieder in den Stadtrat einziehen zu können.

SP und FDP konnten besser mobilisieren

Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht zeigten sich dagegen die neugewählten Stadträte Manuel Nick und Cornelia Kunz, als sie diese Zeitung am Sonntagnachmittag vor dem Wiler Rathaus trafen. «Ich freue mich sehr über meine Wahl – und das sogar mit dem Bestresultat», sagt Nick. Bei Kunz klingt es nicht anders: «Ich wollte dieses Amt unbedingt, und dass ich es geschafft habe, ist eine tolle Sache.»

Für Nick ist die Botschaft des Wahltags klar: «Die Wilerinnen und Wiler wollen eine linksgrüne Vertretung im Stadtrat.» Er sei froh, den Sitz des abtretenden SP-Stadtrats Dario Sulzer gehalten zu haben. Die Freisinnigen hingegen sind nun sogar doppelt in der Exekutive vertreten – und das bei einem Wähleranteil von nur knapp 16 Prozent. Kunz: «Es war wohl eher eine Persönlichkeits- und keine Parteiwahl heute. Mein Profil hat gepasst», sagt die Mitinhaberin eines Bau- und Projektleitungsbüros. Die FDP werde im Stadtrat helfen, Lösungen zu erarbeiten, die breit abgestützt seien.

Wie es zur Abwahl von Ursula Egli kommen konnte, kommentiert Nick nüchtern: «Sie machte etwas weniger Stimmen als im ersten Wahlgang, wir beide legten hingegen deutlich zu.» Dass die SVP nun im Parlament die Arbeit des Stadtrates blockieren könnte, glaubt Nick nicht. Schliesslich genügten deren 10 von 40 Sitzen dafür nicht.

Am Dienstag steht die konstituierende Sitzung des Stadtrates für die Legislatur 2025 bis 2028 an. Dann werden auch die Departemente verteilt. Da Hans Mäder, Andreas Breitenmoser und Jigme Shitsetsang ihre Departemente behalten dürften, liegt die Wahl beim besser klassierten Manuel Nick, ob er Sulzers Gesellschaft und Sicherheit oder doch Eglis BUV übernehmen will. Am Sonntag wollten sich weder er noch Kunz in die Karten blicken lassen.

Kantonsrätin
Ursi

Ursula Egli-Seliner

Präsident SVP Stadt Wil Stadtparlamentarier Mitglied Werkskommission
Andreas

Andreas Hüssy