Wil: Die Ämter von Hans Mäder sollen nicht entflochten werden (tagblatt.ch)
Tagblatt, Simon Dudle
Die Diskussionen um die Wiler Restaurants im Hof und Stadtsaal haben die Frage aufgeworfen: Ist es sinnvoll, dass Stadtpräsident Hans Mäder auch Stiftungsratspräsident des Hof zu Wil ist? Der Stadtrat will von einer Entflechtung der Ämter nichts wissen.
Das hat für viele Diskussionen gesorgt: Der Wirt des Restaurants im Stadtsaal Wil, Marcel Kampe, wird zusammen mit seiner Frau Angelina ab Oktober im Hof zu Wil Gäste bekochen. Der Aufschrei war gross, weil nun die Zukunft des ehemaligen Restaurants Perron F im Stadtsaal ungewiss ist. Die Verantwortlichen waren ob der Meldung, dass Kampe in den Hof wechselt, kalt erwischt worden und lösten den Mietvertrag im Stadtsaal auf. Seit wenigen Tagen ist das «Perron F» geschlossen. Zukunft ungewiss.
Für beide Restaurants trägt Hans Mäder die Verantwortung. Im Stadtsaal in seiner Funktion als Wiler Stadtpräsident, im Hof in seiner Rolle als Stiftungsratspräsident des Hof zu Wil. Mäder wusste also, dass Kampes Wechsel im Stadtsaal für ein Vakuum sorgen könnte. Das rief die Politik auf den Plan. SVP-Stadtparlamentarier Andreas Hüssy stellte in einer Interpellation die Sinnhaftigkeit dieser Ämterkumulation in Frage.
Stadt sieht mehr Vor- als Nachteile
Hüssy forderte im Rahmen einer Interpellation die Entflechtung von Mäders Ämtern. Diese Personalunion sei nicht mehr zeitgemäss und widerspreche den aktuellen Grundsätzen der Corporate Governance. Die Problematik der Doppelrolle habe sich auch gezeigt, als Mäder in Zusammenhang mit der dritten Ausbauetappe des Hof zu Wil sowohl die Stadt als Darlehensgeberin als auch die Stiftung als Darlehensnehmerin vertrat. In seinem Vorstoss bezeichnete Hüssy eine Entflechtung als «notwendig».
An mehreren Sitzungen und einer Retraite hat sich der Stadtrat mit der Frage der Entflechtung befasst – und kommt zu einem klaren Ergebnis: «Die Vorteile überwiegen gegenüber der Nachteile eindeutig», ist in der Beantwortung der Interpellation zu lesen. Grundsätzlich nehme die Stadt nur dann Einsitz im obersten Führungsorgan, wenn ein bedeutendes politisches und strategisches Interesse der Stadt bestünde, eine gleichartige Vertretung anderer Körperschaften gegeben oder ein hoher Koordinationsaufwand mit anderen Gremien notwendig sei. «Beim Hof zu Wil ist der Stadtrat der Ansicht, dass offensichtlich ein bedeutendes, politisches, finanzielles und auch strategisches Interesse gegeben ist und deshalb der für Kulturbelange zuständige Stadtrat im Stiftungsrat Einsitz nehmen sollte», so der Stadtrat in der Antwort auf die Interpellation.
Stiftungsurkunde soll nicht geändert werden
Zudem sei relevant, dass die Stiftungsurkunde des Hof zu Wil explizit festhalte, dass ein amtierendes Mitglied des Stadtrats – in der Regel der amtierende Stadtpräsident – als Präsident der Stiftung agiert. Dass die Anstellung eines neuen Pächters im Hof zu Wil zu einer Kündigung im Stadtsaal geführt hat, sei bedauerlich, aber nicht ursächlich auf die Doppelfunktion des Stadtpräsidenten zurückzuführen, heisst es weiter.